Box, box, box

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Mi., 18.09.2019 - 13:58

Frauen können zuhören

Sport mitschauen von Linksaussen bringt auch Vorteile für die Beziehung. Mein Mann versteht nun besser, dass ich ihm nicht aus bösem Willen oder Desinteresse, obwohl eventuell ganz selten möglich, einfach nicht zuhöre. Das hat andere Gründe und erkannt habe ich das mit Hilfe der Formel 1 Vorberichterstattung. Und da genau genommen bei den Toto Wolff Interviews. Hängt es damit zusammen, dass der Sportreporter alle 2 Wochen die gleiche Frage nach der Reifen-Boxenstop-Strategie stellt und Toto, mit seinem unverschämten Lächeln und wahnsinnig höflich, mühelos nie antwortet und ich daher nicht höre, was er sagt.

Formel 1 urschnelles Rennauto

urschnelles Rennauto

Nicht antworten ist auch eine Kunst

So geschehen auch letztens in Hockenheim. Toto im Interview, ich starre gebannt auf unseren Flat Screen, die übliche Frage, Toto streicht sich die Haare hinters Ohr, dabei sind die eh total kurz, ich lege es ihm als kleine Frage-Ausweich-Geste aus, der Reporter übersieht die Zeichen völlig und hakt nicht nach. In dem Moment fragt mich Rechtsaussen, ob ich eh gut zuhöre, wegen der Strategie und den Infos, dass die Mercedes Wettercrew für Runde 37 in Kurve 15 eine Gewitterwolke mit 93%iger Regenwahrscheinlichkeit gesichtet hat. Erwischt!

Ich hänge zwar an Toto's Lippen, aber seine Worte erreichen meine Formel 1 Synapsen einfach nicht. Vielleicht habe ich leicht verklärt gelächelt, dasselbe Lächeln, wenn ich meinem Mann nicht zuhöre, weil er mich nach 15 Jahren mit seiner sonoren SchauspielerSoulFunkSängerStimme immer noch verzaubert. Und genau dieser Mann rechtsaussen auf der Couch erkennt die Tatsache, dass ich nicht nur ihm nicht zuhöre, sondern auch anderen Männer nicht, wenn sie gerade als Objekt der Begierde benutzt werden.

Vorberichterstattung fand ich super

Abgesehen von Toto fand ich die gesamte Sky Formel 1 Vorberichterstattung charmant. Das lag auch an Tanja Bauer, die österreichische Formel 1 Quotenjournalistin, im deutschsprachigem Raum die Einzige. Zur Vertiefung und wen es genauer interessiert, hier eine spannende Diplomarbeit zum Thema Männer/Frauen in der Sport- und Medienberichterstattung. http://othes.univie.ac.at/21603/1/2012-07-06 0704474.pdf  Sag' bitte noch irgendwer, Sport schauen, wäre Zeit totschlagen.

Als Sky 2018 die Rechte für die Formel 1 zwischenzeitlich verloren hat (Sky Kunden sauer - auch Rechtsaussen hat Sky gekündigt) ging mir Tanja richtig ab, der Wurz hat's auch drauf, aber er ist nicht so charmant und der Boxengassenspaziergang mit Tanja war oft richtig vergnüglich. Ist doch ein Knochenjob, wenn manche Interviewte noch versuchen zu fliehen, den Schritt in eine andere Richtung lenken oder wahnsinnig g'schaftig das Mikro abwehren. Tanja war nie emotional oder enttäuscht, sondern suchte sich immer gleich ein nächstes Ziel, fokussiert, zielstrebig, ausdauernd - wichtige Eigenschaft für eine Sportreporterin.

Rechtsaussen war nicht nur betrübt, sondern ziemlich angefressen, aber nicht wegen Tanja's Abwesenheit oder Marc Surer's Akzent nicht mehr lauschen zu können., sondern wegen der Sky Spezialtabelle mit den Rundenzeiten. An manchen Renntagen nämlich, wenn ich noch zu ausgeschlafen vom Sonntag Vormittag war, musste ich manchmal gefühlterweise den halben Grand Prix auf blinkende Zahlen in Tabellenform starren. Nur widerwillig hat Rechtsaussen nach mehrmaligem Insistieren wieder auf Normalbild geschalten. Ich weiß Georg M. kann mich da Null verstehen. Unser lieber Freund war meinem Mann dieses Sky Service immer sehr neidig.

Startcrash und Safety Car?

Den Start verfolge ich hingegen stets aufmerksamst, je nach Rennstrecke. Zu sehen wie die Pole manchmal keine 30m weit gehalten werden kann oder wenn Grosjean auf's Neue eine seiner Meinung nach ganz tolle Finte fährt, fast immer gefolgt durch die Rennstewards Ankündigung Incident under investigation. Ich falle wohl wie viele Sportzuseher der typischen Sensationslust zum Opfer. Passiert was oder nicht? Schießt einer irgendwen raus? Kommt gleich zu Beginn des Rennens schon ein Safety Car? So wie meine Mama, die sich amüsiert, wenn sich Eishockey Spieler die Schläger gegenseitig drauf hauen, statt auf den Puck zu zielen. Wobei meine Mama nicht brutal veranlagt ist, sie findet auch Szenen von um sich schlagenden südamerikanischen oder spanischen Parlamentsabgeordneten richtig ehrlich und amüsant.

Falls in den ersten 5 Runden nichts weiter passiert, schlummere ich also normalerweise richtig gut weg. Das ist schon seit Kindertagen so. Das Motorengeräusch im angenehm an- und abschwellenden Rhythmus, mjuuun, zuerst leise, dann immer lauter und wenn sie vorbei sind, der abebbende Klang. Mein Rennschlummern bei der Formel 1 wird im Gegensatz zum Moto GP von Rechtsaussen nicht gestört. Beim Moto GP haut es den Mann manchmal richtiggehend von der Couch, weil er es oft nicht packt, was die Burschen mit den Bikes aufführen.

Mein Fazit

Das Bild und der Sound der im Kreis fahrenden Rennautos (ich weiß es sind keine Kreise) ist die perfekte Hintergrundkulisse für den Sonntagnachmittags Schlaf Linksaußen auf der Couch.

Die einzige Formel 1 Moderatorin im deutschsprachigen Raum ist eine Österreicherin. Bravo Tanja!

Arrivabene ist wirklich der beste Name für einen Formel 1 Teamchef.

Rechtsaussen ist nicht eifersüchtig auf Toto.